Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. In Schweden gilt dieser Satz aktuell mit Blick auf die Glücksspielbranche stärker denn je. Obwohl das Land für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie einen ganz eigenen Weg gewählt hat, scheint man auch hier künftig auf Restriktionen zu setzen. Und die treffen auch die Online Casinos. Schwedens Regierung plant, das Online Glücksspiel zumindest vorübergehend zu verbieten. Auf diesem Wege soll verhindert werden, dass die Menschen, die nun mehr Zeit zuhause verbringen, übermäßig viel spielen oder gar eine Sucht entwickeln. Umgesetzt wurde der Plan bisher jedoch noch nicht.
Fördert Corona-Pandemie den Zuwachs in schwedischen Casinos?
In jeglicher Hinsicht stehen die schwedischen Behörden im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vor enormen Herausforderungen. Vor allem in gesellschaftlicher Hinsicht scheint sich die Regierung dabei zu einem krassen Schritt zu entscheiden. Wie schwedische Medien in diesen Tagen berichten, wird offenbar über ein Verbot des Online Glücksspiels nachgedacht. Das Verbot soll nur temporär gelten, dürfte aber dennoch massive Auswirkungen haben. Die Gerüchte um die Einführung des Verbots hatte jüngst der schwedische Minister für soziale Sicherheit, Ardalan Shekerabi, befeuert. Dieser erklärte vor wenigen Tagen, dass man über die Einführung „außergewöhnlicher Maßnahmen“ nachdenken würde.
Doch warum rücken gerade die Online Casinos in den Fokus? Immerhin müssen die Spieler für die Spielteilnahme nicht auf die Straße, das Infektionsrisiko ist also gering. Genau da liegt allerdings das Problem aus Sicht der schwedischen Behörden. Diese befürchten, dass durch die erhöhte Zeit in den eigenen Wohnräumen mehr Spieler ein pathologisches Spielverhalten entwickeln könnten. Schlicht und ergreifend deshalb, weil Alternativen zur Beschäftigung fehlen und Spielautomaten und Co. immer greifbar „zur Hand“ sind.
Mehr Registrierungen in den letzten Tagen
Obwohl bisher noch keine Entscheidung in diesem Sachverhalt getroffen wurde, scheint ein Verbot der Online Spiele keinesfalls unvorstellbar. Unterstützt wird die Argumentation dadurch, dass sich in den letzten Tagen deutlich mehr Spieler bei einem Online Anbieter registriert haben. Daten der schwedischen Glücksspielbehörde zeigen, dass innerhalb der letzten 14 Tage bei 17 Lizenznehmern der Anteil der Neu-Registrierungen um mehr als ein Drittel zugelegt hat. Weitaus bedenklicher ist für die Behörden die Tatsache, dass fast ein Drittel der schwedischen Spieler in diesen Tagen explizit nach Angeboten ohne eine Lizenz auf dem schwedischen Markt sucht. Das dürfte wiederum ein starkes Argument für Kritiker des Verbots sein. Dass sich auch die nicht-lizenzierten Anbieter an das Verbot halten werden, gilt als ausgeschlossen. Die Folge: Noch mehr Spieler dürften auf den unregulierten Schwarzmarkt abwandern. Schon jetzt haben die legalen Anbieter in Schweden mit der illegalen Konkurrenz enorme Probleme. Nicht zuletzt deshalb, weil sich alle legalen Anbieter an strenge Regularien der Glücksspielbehörden halten müssen. Diese machen das Spiel für die Spieler bei lizenzierten Anbietern oftmals unattraktiv. Ein Umstand, der durch das Verbot noch einmal verdeutlicht werden könnte.
Genau davor warnten zahlreiche Interessensverbände der Glücksspielbranche als Reaktion auf das mögliche Verbot. Gustaf Hoffstedt, der Generalsekretär der Branchenvereinigung für Online-Glücksspiele erklärte in diesem Zusammenhang, dass der Anteil des regulierten Marktes in Schweden derzeit bei rund 75 Prozent liegen würde. Die Glücksspielbehörden würden jedoch einen Anteil von rund 90 Prozent anvisieren. In diesem Zusammenhang wäre es laut Hoffstedt „kein besonders kluger Schachzug“, wenn man die Konditionen für die lizenzierten schwedischen Betreiber erschweren würde.
Behörden sollen sich andere Wege überlegen
Dass die schwedische Branche mit den Gedankenspielen der Regierung nicht glücklich ist, liegt auf der Hand. Statt sich auf die Verbote des legalen Glücksspiels zu konzentrieren, sollten sich die Behörden lieber darauf fokussieren, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, heißt es aus der Industrie. Zusätzlich wird ein Blick in andere europäische Länder empfohlen. Hier wurden von den Behörden ebenfalls Schritte eingeleitet, mit denen die Spieler vor einem pathologischen Spielverhalten geschützt werden sollen. Der Ansatz ist dabei in vielen Fällen jedoch ein ganz anderer. In Dänemark, Belgien und Großbritannien setzt man statt auf ein Verbot auf Aufklärung. Die Spieler werden mit reihenweise Tipps versorgt, um möglichen Problemen durch die Casinospiele vorzubeugen.
Zusätzlich dazu hat sich die belgische Regierung dazu entschieden, ein Einzahlungslimit von 500 Euro pro Woche und Spieler festzulegen. In Spanien wiederum wurden die Werbemaßnahmen der Glücksspielbranche deutlich eingeschränkt. In Deutschland wurden der stationären Glücksspielbranche zuletzt ebenfalls Hilfen in Aussicht gestellt. Unmittelbar, nachdem der Verband der Deutschen Automatenwirtschaft die Bundesregierung darauf hingewiesen hatte. Bereits seit rund zwei Wochen sind alle Spielhallen und Casinos in der Bundesrepublik geschlossen. Der Branche droht ein massiver Schaden, der unzählige Arbeitsplätze bedrohen könnte. Nicht zuletzt deshalb mahnen Branchenvertreter weltweit die Regierungen derzeit zu Vorsicht und weisen daraufhin, dass bei der Hilfe für notleidende Unternehmen kein Unterschied zwischen den Branchen gemacht werden dürfe. Zusätzlich dazu stellte die Deutsche Automatenwirtschaft jüngst an die eigene Branche die Forderung nach mehr Zusammenhalt.