Veröffentlicht am 29. Oktober 2021
Eine Legalisierung der Online Glücksspiele haben sich viele Glücksspielanbieter seit Jahren gewünscht. Nun ist es bis auf wenige Ausnahmen in allen Ländern so weit, dass Online Casinos ihr Sortiment anbieten dürfen, falls sie sich an die teils strengen Auflagen halten. Diese positive Neuerung bringt jedoch auch einige Nachteile mit sich, da sich inzwischen Gerichtsurteile mehren, anhand derer zurückliegende Verluste erstattet werden müssen. Das neueste Urteil stammt vom Landgericht in Paderborn.
Ladbrokes muss 115.000 Euro zahlen
Um die aktuellen Gerichtsurteile zu verstehen, müssen die bisherigen Gesetze beachtet werden. Wurden Online Casinos erst vor kurzen als legal einstuft, wie dies über den deutschen Glücksspielstaatsvertrag der Fall ist, haben alle Online Glücksspielanbieter bis zu diesem Zeitpunkt illegal gehandelt. Die betroffenen Glücksspielanbieter waren jedoch anderer Meinung, da sie eine Lizenz aus einem europäischen Land besitzen, zum Beispiel aus Malta. Somit waren sie der Meinung, dass die in der EU geltende Dienstleistungsfreiheit gilt und sie ihre Online Angebote auf legale Weise präsentiert hatten
Hinzu kommt, dass zum Deutschland mehrere Strafanzeigen gegen diverse Anbieter vornahm, hier jedoch keinen Erfolg hatte. Das bestätigte erneut die Glücksspielanbieter, sodass diese erst Recht der Meinung waren, sie würden auf legale Weise handeln. Doch im Grunde genommen gilt immer das Gesetz des Landes, in dem die Online Casinos präsentiert werden. Aus diesem Grund hätten bis zum ersten Juli 2021 keine Online Casinos im Internet präsent sein dürfen. Ausnahmen stellt lediglich das Bundesland Schleswig-Holstein dar, das einige Lizenzen ausstellte.
Diese Gesetzgebung führte nun dazu, dass Ladbrokes zur Erstattung von Spielverlusten verklagt wurde. Das aktuelle Gerichtsurteil stammt vom September 2021 und wurde vom Landgericht in Paderborn festgesetzt.
Verluste stammen aus den Jahren 2018 und 2019
Im aktuellen Fall geht es um Ladbrokes, ein Online Angebot aus dem Hause LC International Ltd.. Dieser Konzern sitzt auf Gibraltar und hat aufgrund der oben erläuterten Begründung bislang sein Angebot auch in Deutschland präsentiert. Zu diesem Angebot griff eine spielsüchtige Frau, die sodann in den Jahren 2018 und 2019 115.000 Euro verspielte. Zusammen mit ihrem Rechtsanwalt verklagte die Frau Ladbrokes und bekam Recht. Die Begründung des Gerichtes lautet wie folgt:
Nachdem LC International Ltd. Keine Lizenz für Deutschland besitzt, sind alle über das Online Casino geschlossenen Verträge nichtig. Die weitere Erklärung des Gerichts liegt auf dem Fokus der Spielersicherheit. Schließlich hätte Deutschland bis zu diesem Jahr bewusst keine Online Casinos erlaubt, um spielsüchtige Personen zu schützen. Auch das wäre von Ladbrokes nicht beachtet worden. Aus diesem Grund muss der Glücksspielanbieter den Verlust in Höhe von 115.000 Euro erstatten.
Viele Spieler werden wahrscheinlich dieses Urteil als Referenzurteil verwenden und ebenfalls eine Erstattung der verlorenen Einsätze beantragen.
Österreich urteilte wie Deutschland
Deutschland ist nicht das einzige Land, das derartige Urteile verfasst. Auch in Österreich gab es erst vor einigen Monaten ein Urteil des obersten Gerichtes, anhand dessen ebenfalls ein Anbieter aus einem europäischen Ausland zur Rückzahlung der Verluste angehalten wurde. Bei der Rechtsanwaltskanzlei, die dieses Verfahren gewann, liegen bereits weitere 2.000 Fälle, die eine Erstattung ihrer Verluste verlangen.
Die Anbieter von Online Casinos reagieren teilweise darauf, indem sie hohe Rücklagen bilden. Mit diesen sollen die Erstattungen abgegolten werden, wenn weitere Spieler vor Gericht gewinnen. Dieses Vorgehen führt jedoch zu einer schlechteren Erfolgsbilanz und sogar zum Rückzug des Angebots aus bestimmten Ländern. Exakt aus diesem Grund zog sich bereits bet-at-home aus Österreich zurück, da hier eine verschärfte Situation vorliegt: Nach wie vor gilt in Österreich die Monopolstellung, weshalb nur Casinos Austria den Glücksspielfans ein Online Angebot unterbreiten darf. Zu diesem zählen sowohl Roulette als auch Slots.
Weitere Konsequenzen für Glücksspielanbieter
Die Klagewelle und die hohe Erfolgsrate führt bei einigen Glücksspielanbieter zu massiven finanziellen Problemen. Keiner der betroffenen Anbieter wird jemals damit gerechnet haben, die Verluste der Spieler erstatten zu müssen. Abgesehen hiervon treffen einige Länder weitere Maßnahmen: In Norwegen dürfen zwei Anbieter keine Lizenz beantragen, obwohl auch hier erstmals die Online Casinos lizenziert wurden. Dieses Vorgehen ist als Disziplinarstrafe zu sehen, da nur diejenigen keine Lizenz beantragen dürfen, die ihre Casinos bislang ohne Lizenz anboten.
Auch bei dieser Strafe verzeichnen die Glücksspielanbieter enorme Umsatzeinbussen. Müssten diese zusätzlich Verluste erstatten, ist nicht abzuschätzen, wie sehr diese außergewöhnlichen Ausgaben zu einem wirklichen Problem werden. Das wird erst die Zukunft verraten. Aber auch die Begrenzung der monatlichen Einsätze, die es in Deutschland gibt, führen zu einer Reduzierung der Einnahmen. Inwiefern die Konzerne das ausgleichen, wird ebenfalls erst die Zukunft zeigen.