Auch die Gauselmann Gruppe ist wie viele andere Unternehmen derzeit direkt von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Der Konzern musste alle seine 700 Spielstätten in Europa schließen, gleichzeitig sind alle zehn deutschen Spielbankenstandorte und mehrere hundert Wett-Shops im In- und Ausland geschlossen. Eigentlich ein Grund, um Nervosität zu zeigen. Doch die Gauselmänner sind bemüht darum, auch in der Krise Ruhe zu bewahren. Wie es heißt, schaue man mit „Mut und Zuversicht“ auf die Zeit nach der Krise.
Solidarität als großes Stichwort: Alle 14.000 Arbeitsplätze halten
Die Gauselmann Gruppe geht derzeit wohl durch eine der schwersten Zeiten in ihrer traditionsreichen Unternehmensgeschichte. Der Konzern, der als Mutterkonzern der Marke Merkur mit seinen Spielautomaten die ganze Welt bedient, musste unzählige eigene Betriebe aufgrund der Corona-Krise schließen. Betroffen sind hiervon allein rund 700 Merkur-Spielstätten in Europa. Hinzu kommen die zehn Spielbanken in Deutschland, die von der Gauselmann Gruppe betrieben werden. Auch Geschäfte für Sportwetten haben europaweit derzeit geschlossen. Obwohl die Lage damit für den Konzern bedrohlich ist, verfolgt Firmenchef Paul Gauselmann vor allem ein Ziel: Die Arbeitsplätze sichern.
In einem Statement teilte der Gründer mit: „Für die Gauselmann Gruppe ist Solidarität das oberste Gebot der Stunde. Unser Fokus liegt aktuell darauf, möglichst alle 14.000 Arbeitsplätze in unserem Konzern zu erhalten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich seit vielen Jahren und Jahrzehnten für das Unternehmen ein, deshalb dürfen wir sie nun in diesen schwierigen Zeiten nicht allein lassen. Das ist eine große und herausfordernde Aufgabe, wenn man bedenkt, dass wir aktuell keinen Umsatz erwirtschaften.“
Vorstände und Führungskräfte verzichten auf Gehalt, Kurzarbeitergeld wird aufgestockt
Ein wichtiger Rettungsanker ist für den Konzern daher vor allem die Kurzarbeit und das Kurzarbeitergeld. Rund 13.500 Beschäftigte sind von der Kurzarbeit-Regelung betroffen, die Gauselmann Gruppe stockt die Gehälter bis auf den regulären Lohn auf. Bei mehr als 13.000 Mitarbeitern eine enorme finanzielle Belastung. Das sieht auch Paul Gauselmann so, der betont, dass man diesen Schritt auch zur Sicherung des Unternehmens gehe. „Um soziale Notlagen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden, stocken wir in diesen Fällen das Kurzarbeitergeld auf. Bei der Größenordnung unseres Konzerns ist das aber eine erhebliche Belastung, die wir aber nicht nur aus Gründen der Mitmenschlichkeit, sondern auch zur Sicherung des Unternehmens stemmen.“ An der Sicherung des Unternehmens sind zudem die Führungskräfte und Vorstände beteiligt. Diese rund 60 Personen verzichten demnach durchschnittlich aktuell auf rund 50 Prozent ihres Gehaltes.
Weiter heißt es vom Konzern, dass man sich auch mit den Vermietern einigen konnte. Die Mietzahlungen für die Spielstätten der Gauselmann Gruppe in Deutschland konnten demnach erst einmal um rund 50 Prozent gemindert werden. Auf diesem Wege könne man liquide Mittel sichern und sich eine gewisse Schlagkraft bewahren, so der Firmenchef. Man habe eine faire Regelung mit den Vermietern finden können, denn: „Jeder trägt den Schaden, für den er keine Schuld hat, zu 50 Prozent.“
Hygienevorgaben werden erfüllt – wann kommt die Wiedereröffnung?
Obwohl die Herausforderungen aktuell also enorm sind, fokussiert sich der Konzern dennoch bereits auf die Zeit nach der Krise. Die Entwicklungsteams feilen zum Beispiel weiterhin an neuen Innovationen und Dienstleistungen. Zudem ist Firmenchef Paul Gauselmann optimistisch, dass in Deutschland schon bald wieder Spielhallen und Spielbanken ihre Türen öffnen können. Dies sei nicht zuletzt aus Gründen des Spielerschutzes wichtig, erklärt Gauselmann. Aktuell sei aufgrund der Corona-Schließungen in Deutschland ein deutlicher Anstieg bei der Nutzung ausländischer Online Casinos im Internet erkennbar. „Unter diesen Umständen können wir derzeit nicht an der Erfüllung des im Glücksspielstaatsvertrag formulierten Auftrags mitarbeiten, den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete Bahnen zu lenken und der Ausbreitung illegaler Glückssspielangebote entgegenzuwirken“, so Gauselmann.
Gleichzeitig ist sich der Automatenkönig aber sicher, dass die Spielhallenbranche schon in naher Zukunft wieder öffnen dürfe. Immerhin sei man bestens vorbereitet. Dieter Kuhlmann, der Vorstand Spielbetriebe bei der Gauselmann Gruppe ergänzt: „Insbesondere die gewerblichen Spielstätten haben den Vorteil, dass sie im Zuge der gesetzlichen Bestimmungen ohnehin schon Vorgaben umsetzen, die dem Prinzip des Abstandsgebots entsprechen. Somit können wir bei einer Wiedereröffnung unserer Spielstätten im Zusammenspiel mit zusätzlichen weitreichenden Maßnahmen einen optimalen Infektionsschutz für unsere Gäste und Beschäftigten gewährleisten.“ Wann die Spielstätten in Deutschland wieder öffnen dürfen, ist bislang jedoch noch vollkommen unklar.
Branche enttäuscht über Entscheidung der Politik
Von Seiten der deutschen Politik wurden die Spielstätten in der ersten Eröffungswelle nicht berücksichtigt. Einzelhändler bis zu einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern dürfen aber ihre Läden öffnen. Die Branche zeigte sich angesichts dieser Entscheidung stark irritiert. Wie auch Kuhlmann, erklärten zahlreiche weitere Manager der Branche, dass man in den Spielhallen schon allein aufgrund der regulären gesetzlichen Umstände für den Mindestabstand garantieren könne. Immerhin sei die Anzahl der Automaten zum Beispiel auf einer Fläche von 150 Quadratmetern auf zwölf Spielgeräte begrenzt. Dass so der Mindestabstand eingehalten wird, sei also selbsterklärend. Zudem würden die Spielstätten durch Sichtschutzvorrichtungen an den Automaten ebenfalls effektiv zum Infektionsschutz beitragen. Es bleibt nun abzuwarten, ob die politischen Entscheider in den kommenden Tagen auch eine Wiedereröffnung der Spielstätten beschließen. Schwieriger dürfte es hingegen mit den Automaten werden, die in der Gastronomie zu finden sind.