In Europa nimmt die Nachfrage nach Online-Glücksspielen weiter zu. Das berichtet jedenfalls die European Gaming and Betting Association, kurz EGBA: Diese hat vor wenigen tagen den sogenannten European Online Gambling Key Figures 2018 Bericht veröffentlicht. Und dieser zeigt, dass die Online-Dienste ihre Beliebtheit im Vergleich zum Jahr 2017 noch einmal deutlich steigern konnten.
EGBA und H2 Gambling Capital veröffentlichen Bericht
Rein vom Gefühl her ist die Online-Glücksspielbranche in den letzten Jahren zwar stärker unter Druck geraten, kann sich aber über eine fehlende Nachfrage auf Seiten der Spieler nicht beklagen. Und das scheint in der Tat so zu sein. Zumindest in Europa. Veröffentlicht hat die EGBA vor wenigen Tagen in Zusammenarbeit mit der Analystenfirma H2 Gambling Capital den European Online Gambling Key Figures 2018 Bericht. Dieser beschäftigt sich mit der gesamten Online-Glücksspielbranche, wobei konkret nur das Jahr 2018 untersucht wurde. Und für die Branche sind die Ergebnisse enorm erfreulich. Ursprünglich erwartet worden war demnach ein Bruttospielerlös in Höhe von rund 21,5 Milliarden Euro. Erwirtschaftet hat die Branche mit 22,2 Milliarden aber rund 0,7 Milliarden Euro mehr. 2017 lag der Bruttoerlös der Branche laut EGBA bei rund 19,6 Milliarden Euro. Demnach wurde 2018 ein Zuwachs von elf Prozent verzeichnet.
Doch wer ist die EGBA eigentlich? Bei der European Gambling and Betting Association handelt es sich um einen Branchenverband. Diesem Verband mit Heimat in Brüssel gehören zahlreiche private Glücksspielunternehmen im Online-Sektor an. Insgesamt berichtet der Verband davon, dass seine Mitglieder 25 Prozent des europäischen Gesamtmarktes abdecken und sich nur in Europa über einen Kundenkreis von mehr als 16,5 Millionen Kunden freuen können. Anders gesagt: Die EGBA hat in der Branche Gewicht.
Insbesondere in Deutschland ein starker Markt
Mit seinen beeindruckenden Erlösen ist der Online-Sektor mittlerweile eine noch wichtigere Säule für den europäischen Glücksspielmarkt geworden. 2017 hätte der Marktanteil der Online-Dienste bei 20,7 Prozent gelegen, so die EGBA. Diesen Anteil habe man im Jahr 2018 auf 23,2 Prozent steigern können. Mit knapp einem Viertel des Marktes im Rücken und einem Bruttoerlös von 22,2 Milliarden Euro übernehmen die Online-Glücksspiele also ein großes Stück vom Kuchen. Insgesamt hat die Glücksspielbranche laut EGBA-Bericht 2018 einen Gesamterlös von 95,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die restlichen knapp 73,5 Milliarden teilen sich demnach auf die landbasierten Glücksspielangebote wie Spielbanken, Spielhallen, Wettbüros oder Lotterien auf.
Auch die regionale Verteilung der Nachfrage hat die EGBA in ihrem Bericht thematisiert. Demnach ist der Spitzenreiter in Europa aktuell noch das britische Königreich. Hier lag der Marktanteil 2018 bei ganzen 34,2 Prozent. Damit sind die Briten deutlicher Spitzenreiter, während sich etwas überraschend Deutschland auf Platz zwei entdecken lässt. Überraschend vor allem deshalb, weil der Markt in der Bundesrepublik noch nicht offiziell reguliert wird. Dennoch stemmt die Bundesrepublik einen Marktanteil von elf Prozent laut EGBA-Bericht. Damit liegt Deutschland vor Frankreich mit 8,8 Prozent, Italien mit 8,1 Prozent und Schweden mit 5,1 Prozent.
Für die Branche wäre noch viel mehr möglich
Dass zum Beispiel in Deutschland auch ohne echte Regulierung der Markt wächst und eine steigende Nachfrage bedient, ist für die EGBA auf der einen Seite natürlich erfreulich. Dennoch erklärte Generalsekretär Maarten Haijer, dass für die Branche noch deutlich mehr Möglichkeiten vorhanden sein könnten. Insbesondere zum Beispiel beim mobilen Spiel. Aktuell würde es aber noch an Regulierungsvorgaben in vielen Ländern fehlen. Konkret gab Haijer an: „Der europäische Online-Glücksspielmarkt weist weiterhin ein starkes nachfragebedingtes Wachstum und eine Umstellung auf Mobilgeräte auf. Die zunehmende Beliebtheit verstärkt jedoch auch die Notwendigkeit eines einheitlichen und strengeren Verbraucherschutzes und von Industriestandards in allen EU-Ländern. Die derzeitige Situation abweichender und teilweise widersprüchlicher Vorschriften in den EU-Nationen schadet Verbrauchern, Behörden und Betreibern gleichermaßen.“
Die EGBA scheint dem mobilen Spiel eine große Bedeutung zuzusprechen. Wie der Bericht aufzeigt, geht der Branchenverband davon aus, dass das mobile Spiel die herkömmlichen Desktop-Angebote überholt hat. Geschätzt wird dann mit einem Marktanteil von 56 Prozent für die mobilen Angebote. Schon 2018 hätten gut 43 Prozent aller Spieler für den Zugriff ihr Smartphone oder Tablet genutzt. Umso wichtiger, dass schon in naher Zukunft zumindest ähnliche Standards ins Leben gerufen werden. Ebenfalls interessant: Rund 42,5 Prozent aller Glücksspielaktivitäten in Europa entfallen laut des Berichts auf die Abgabe von Sportwetten. Die Online Wetten sind so mit Abstand die beliebteste Glücksspielvariante in Europa. Die Casinos erreichen einen Anteil von rund 30 Prozent, was gegenüber 2017 ebenfalls ein Plus bedeutet. Von einer Krise kann also mit Blick auf das Jahr 2018 in Europa keine Rede sein.